Ungeduld hat einen hohen Preis

Nun liegt der letzte Eintrag zum Thema Tiny House erneut ein Jahr zurück.

Das letzte Jahr ist so unfassbar schnell vergangen und es sind so viele Dinge passiert. Dieses Mal zum Glück im positiven Sinn.

 

Aber der Reihe nach. 

Im letzten Beitrag hatte ich euch von den schlimmen Ereignissen erzählt. Der Insolvenz, unseren Verlusten und den daraus resultierenden Entbehrungen. 

Aber wie ist es nun so weit gekommen, dass wir in dieser fürchterlichen Situation gelandet sind?

 

Im Jahr 2020 waren wir auf der Suchen nach einem Anbieter, der uns unser Traumhaus bauen sollte.

Wir hatten ein Grundstück in Aussicht, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschloßen war. Für den Übergang hatten wir einen Dauerstellplatz auf einem Campingplatz innerhalb Münchens gefunden, auf dem wir bis zur Erschließung des Grundstückes bleiben könnten. Einziger Haken, wir sollten bis Jahresende Bescheid geben, ob wir den den Platz mieten wollten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits seit mehreren Monaten im Gespräch mit dem nachhaltigen Tiny House Anbieter Zinipi, der uns ein Angebot erstellte. Zinipi arbeitet mit Holz 100 zusammen, was unser absoluter Traum gewesen wäre.

Es lief alles nach Plan. Wir waren sicher, dass es nun nur noch wenigen Monate bis zu unserem tiny Glück waren.

 

Dann kam ein Faktor hinzu, den wir nicht einkalkuliert hatten:

Unsere Kreditwürdigkeit.

Zu diesem Zeitpunkt war Ede gerade fertig mit seinem Studium und erst seit wenigen Monaten in einer festen Anstellung.

Da er sich aber noch in der Probezeit befand, war er aus Sicht der Banken nicht kreditwürdig.

Also blieb uns nichts übrig als mich alleine auf den Kredit zu bewerben.

Ein Tiny House wird in Augen der Bank aber nicht als Haus betrachtet und hat somit keinen Gegenwert für eine Finanzierung. 

 

Für das Angebot des Herstellers Zinipi waren die Kosten zu hoch, als das ich alleine eine Finanzierung bekommen hätte. Wir überlegte uns einen Bürgen als Sicherheit zu suchen, aber entschieden uns dafür, alleine einen Weg zu finden. Bei drei Banken fragten wir an und wurden überall abgelehnt.

 

Also begab ich mich auf die Suche nach einem alternativen Hersteller und entdeckte „Tiny House Bayern“.

Auch hier warb man mit nachhaltiger Bauweise und wir ließen uns ein Gegenangebot erstellen.

Diesen war gut ein drittel günstiger, als das von Zinipi. Hierfür würden meine Ersparnisse und die Summe des Kredits, den ich alleine bewilligt bekommen würde ausreichen.

Ein weiterer Vorteil war, dass das Unternehmen näher an unserer Heimatstadt München lag und es so auch einfacher werden würde mit dem Transport. 

Wir waren vor Ort und, besichtigten die Hallen und verschafften uns einen Eindruck der Materialen und des Gewerks.

 

Ich wollte das Tiny House so sehr, ich hatte mich monatelang so sehr bemüht alle Faktoren, Grundstück, Tinyhousebauer, Kreditgeber auf eine Linie zu bekommen, dass ich nicht auf Ede hören wollte, der uns mehr Zeit einräumen wollte, alles in Ruhe anzugehen.

 

Was sollte denn jetzt noch schief gehen? Im Januar 2021 unterschrieben wir den Mietvertrag für den Stellplatz, den wir Mitte Mai beziehen sollten, zwei Tage nach dem wir die Hälfte unseres Hauses vorab bezahlt hatten, quasi die gesamte Summe die ich als Kredit aufgenommen hatte.

Als ich auf den „überweisen“ Knopf drückte, zögerte ich kurz, da ich ein mulmiges Gefühl hatte und fragte Ede ob ich es wirklich machen sollte. 

Er bestätigte es und das Geld war für immer weg.

 

Es ist verrückt. So eine riesige Zahl auf meinem Konto, die da für ein paar Tage stand. Völlig surreal. 

Den einen Moment da, im nächsten einfach so weg. Ich habe keinen Bezug zu diesem Geld. Es hat mir nie gehört. Jetzt ist es eine sehr viel kleine Zahl die jeden Monat von meinem Konto verschwindet und das auch noch für die nächsten Jahre tun wird.

 

Ich habe bis zuletzt nicht wahrhaben wollen, dass wir betrogen wurden. 

Ich glaube bis heute nicht, dass es mutwillig war. Der Schreinerei stand das Wasser wohl zu diesem Zeitpunkt schon bis zum Hals. Sie verwendete das Geld, um zu versuchen, die vorhanden Löcher zu stopfen. Aber mit Corona und den steigenden Rohstoffpreisen, reichte diese Summe bei weiten nicht mehr aus, um das Unternehmen zu retten.

 

Aktuell läuft das Verfahren noch, aber ich bin nicht sonderlich optimistisch, dass wir nochmal einen Cent wieder sehen werde, von dieser riesigen Summe, die für wenige Tage auf meinem Konto war.

 

Heute bin ich dankbar, dass es nicht geklappt hat, mit diesem Haus. 
Wie sich im Nachhinein herausstellte wäre es so wie es geplant war, gar nicht umsetzbar gewesen. 
Das Tiny House, das wir jetzt besitzen, das wir mit einigen Händen gebaut haben, ist sehr viel solider.  
Auch wären wir auf diesem Campingplatz nicht glücklich geworden und das Grundstück, welches wir eigentlich pachten wollten, ist bis heute nicht erschlossen.

 

Inzwischen haben wir zwar unser tiny Eigenheim, stehe aber vor ganz neuen Herausforderungen.

 

Das Geld und den Schmerz habe ich los gelassen.
Unser Haus selbst du bauen war wie eine Therapie nach dem Trauma welches ich vor zwei Jahren erleben musste.

 

Wie es weiter ging, wie wir doch noch zu unserm Haus gekommen sind, erfahrt ihr im nächsten Beitrag, der dieses mal nicht so lange auf sich warten lässt...

 

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