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Piccola Bella Italia

Wir verreisen am liebsten in der Nebensaison.

Das hat mehrer Gründe. Zunächst einmal ist es nicht so heiß, was ideal ist, um Ausflüge zu unternehmen. Außerdem ist es günstiger und an touristisch beliebten Orten nicht so gnadenlos überfüllt. Und natürlich wegen unserer Hündin Hannah, die dann in beliebten Urlaubszielen wie Italien sehr viel mehr Freiheiten genießen kann.
Als unsere Freunde uns also fragen, ob wir spontan Lust hätten, sie für ein verlängertes Wochenende nach Riccione zu begleiten, zögern wir nicht allzu lange. Riccione liegt etwas südlich von Rimini an der der Adriaküste. 
Dort findet jedes Jahr ein Beachvolleyball-Trainingscamp statt.
Für Volleyball haben Hannah und ich zugegebenermaßen wenig übrig, dafür Herrchen Ede um so mehr. Hannah und ich werden uns aber die Zeit, die er auf dem Platz verbringen wird, schon anderweitig vertreiben.
Wir entscheiden uns für das hundefreundliche Hotel „Stella“, das nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt liegt. Das Zimmer ist schnell gebucht und unsere sieben Sachen sind noch schneller gepackt.
Nach Feierabend steuern wir unseren Fiat 500 direkt Richtung Süden auf die Autobahn. Rund 6,5 Stunden verkündet das Navi. 
Noch ein Vorteil, wenn man außerhalb der Hauptsaison fährt: Die Straßen sind nicht so verstopft.
Unser Weg führt uns von München über die A95 bis Garmischparten Kirchen und von dort weiter über die Landstraße nach Innsbruck. Mit den letzten Sonnenstrahlen fahren wir hinauf Richtung Brennerpass.
Ab dann geht es bergab durch Südtirol, vorbei an der Gardasee-Region, Richtung Meer. Die Landschaft könne wir in der sich schnell herabsenkenden Dunkelheit nur noch erahnen.Wir nutzen die freie Strecke und machen nur eine kurze Pause, bis wir um kurz nach 1 Uhr morgens unser Hotel erreichen. Vorausschauend haben wir eines mit 24 h Rezeption ausgewählt. Erschöpft von der langen Fahrt fallen wir alle drei direkt in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Am nächsten Morgen sind wir beim ersten Blick aus dem Fenster erst einmal etwas enttäuscht über die grauen Wolken und den leichten Nieselregen. Die morgendliche Gassirunde macht uns aber sehr schnell bewusst, schlechtes Wetter ist am Strand sehr viel schöner als in der tristen Großstadt und immerhin ist es hier auch ein paar Grad wärmer.
Auf der Internetseite von Riccione habe ich gelesen, dass Hunde morgens und abends mit an den Strand dürfen, solange sie angeleint sind.
Da wir uns allerdings außerhalb der Hauptsaison hier aufhalten, ist das Ganze noch etwas lockerer gehalten. Außer uns ist ohnehin weit und breit niemand zu sehen. Hannah tobt ausgelassen um uns herum und ist völlig aus dem Häuschen.
Für sie ist es der allererste Besuch am Meer und so euphorisch, wie sie reagiert, wird es sicherlich nicht der Letzte sein. Strahlend zieht sie ihre Kreise, buddelt im Sand und jagt den kleinen Schaumkronen hinterher, die von den Wellen an den Strand gespült werden.
Sie so glücklich zu sehen, lässt uns auch die grauen Wolken vergessen. 
Nach dem Frühstück sind wir mit unseren Freunden an den Volleyball Feldern verabredet, die sich endlos am Strand aneinander reihen.
Einige hart gesottene, zu denen auch Herrchen Ede und unsere Begleiter zählen, lassen sich auch durch das mäßig gute Wetter nicht abschrecken.
Hannah und ich drehen noch eine weitere Runde am Meer entlang und schauen dem Spektakel zu, bis es uns zu nass wird und wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen. Von drinnen lassen sich die Wellen auch wunderbar beobachten und ich genieße die Aussicht, während Hannah sich völlig erschöpft von der frischen Luft und ihrem ausgiebigen Runden im Sand, zu meinen Füßen zusammenrollt und ins Land der Träume spaziert.
Am Abend lassen wir uns alle gemeinsam eine leckere italienische Pizza schmecken und die drei erzählen mir bei Wein und Tiramisu von ihrem beinahe Sieg gegen ein paar Mitstreiter, die sie am Nachmittag kennengelernt haben.
Trotz des Wetters sind also alle auf ihre Kosten gekommen.
Für den nächsten Tag ist Sonnenschein angesagt und so steht für uns etwas Kultur auf dem Programm. Wir haben uns entschieden, nach San Marino zu fahren. 
Das kleine Städtchen auf dem Felsen, das eine ehemalige Aussicht- und Festungsanlage ist, liegt eine etwa 40-minütige Autofahrt entfernt. Wer etwas mehr Zeit und vor allem Kondition mitbringt, kann diesen Ausflug auch mit dem Fahrrad antreten. Allerdings gibt es hier einige Höhenmeter zu bewältigen. Die kurvige Straße führt uns durch Weinhänge, vorbei an Olivenbäumen, verfallen Bauernhäusern und schicken Villen in mediterranem Flair. Hannah und ich genießen die Landschaft, während Herrchen Ede uns gekonnt durch die engen Straßen manövriert. Hier lässt es sich aushalten.
Etwas unterhalb der Stadtmauer finden wir mit etwas Glück einen freien Parkplatz. Ab hier laufen wir die serpentienartigen Straßen zu Fuß bis hinauf zum höchsten Aussichtspunkt. Zwischen den engen Straßen befinden sich immer wieder kleine Gärten und Parks, die reich mit Bäumen bepflanzt sind. 
So herrscht hier ein angenehmes Klima und ein frischer Wind sorgt dafür, dass es sich nicht zu sehr aufheizt.
Auch zu dieser Jahreszeit scheint es ein beliebter Touristenort zu sein, aber es ist noch nicht zu überlaufen. Wir begeben auf unserm Weg sehr viele Hunde. Großen und Kleinen, die meisten von ihnen, sind wie Hannah, süße Mischlinge, was uns sehr sympathisch ist.
Oben angekommen genießen wir die einmalige Aussicht. Der Blick reicht bis zum Meer, das friedlich in der Sonne glitzert. Auf dem Weg zurück können wir in jeder Gasse etwas Neues entdecke und überall gibt es kleine Aussichtspunkte, die den Blick in eine andere Richtung frei geben. So kann man gemütlich den Weg entlang schlendern, in kleinen Läden stöbern oder einen Kaffee in der Sonne genießen. Nach einigen Stunden treten wir unsern Rückweg an, denn Ede möchte sich am späten Nachmittag noch mal etwas auf den Beachvolleyball-Felder verausgaben.
Abends sind wir erneut zu Wein und Dinner in einem der unzähligen kleinen Restaurants verabredet. Wir berichten von unseren Eindrücken und genießen die entspannte Zeit. 
Auch am nächsten Tag haben wir Glück mit dem Wetter und so brechen wir nach dem Frühstück auf nach Rimini, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Hier gibt es einiges zu entdecken. Auf dem Weg vom Parkplatz an der Uferpromenade, hinein zur Altstadt, passieren wir die Ruine eines antiken römischen Amphitheaters. Es ist Sonntag und im historischen Stadtkern ist ein Flohmarkt aufgebaut. Wir lassen uns darüber treiben, entscheiden uns aber schnell für die weniger gefüllten Nebenstraße. Am Cavour Square halten wir kurz inne und schlendern anschließend durch die Gassen, werfen einen Blick auf die Burg Sismondo und genießen einen Espresso in einem kleinen Café. Während Hannah brav ihr Wasser neben meinem Stuhl genießt, darf der Hund am Nebentisch auch während dem Kuchen auf Frauchens Schoß sitzen bleiben. Hier gehören die vierbeinigen Begleiter einfach immer an dazu. Selbst als wir uns abends in einer Bar noch einen Cocktail genehmigen, währende Hannah friedlich im Hotelzimmer schläft, sitzen am Nebentisch zwei Fellnasen. „Jetzt mag ich Italien noch ein bisschen mehr als vorher“, denke ich und lächle in mich hinein.
Am nächsten Tag geht es schon das erste Stück zurück Richtung Heimat. Unsere letzte Nacht werden wir im ca. 150 km nördlich gelegenen Modena verbringen. Auch hierher bringt uns Edes Volleyball Leidenschaft. Er hat herausgefunden, dass ein wichtiges Spiel der italienischen Volleyball-Liga an genau dem Abend unserer eigentlich geplanten Abreise stattfindet und so haben wir kurzerhand entschieden, unseren Kurzurlaub um einen Tag zu verlängern, damit er die Gelegenheit nutzen kann, um es live im Stadion zu verfolgen. Für uns ist es außerdem die Möglichkeit, die Stadt Modena zu besuchen, wohin wir wohl sonst nie gereist wären. Die Stadt ist eher unscheinbar und scheint einem striktem Farbkonzept zu folgen. So sind nahezu alle Fassaden in Gelb-, orange-, und Rottönen gestrichen, während die Fensterläden ich Nuancen von blau erstrahlen.
Die Altstadt ist schnell erkundet. Auch hier gibt es in jeder kleinen Gasse liebevolle Details zu entdecken und nach einigen Stunden flanieren, lassen wir uns in einem kleinen Pasta-Restaurant Namens Trattoria Tagliatella nieder.
Die freundliche Bedienung geht auf unsere Sonderwünsche ein und zaubert uns spontan ein vegetarisches Menü, das so nicht auf der Karte zu finden ist.
Insgesamt ist die italienische Küche nur spärlich auf vegetarische Gäste ausgelegt, aber wir sind unkompliziert und finden immer etwas.
Um kurz nach vier wird Ede langsam unruhig, denn er möchte pünktlich zu seinem nächsten Reisehighlight erscheinen.
So gibt es für mich noch ein schnelles Gellato auf die Hand. Bisher ist immer etwas dazwischen gekommen, aber ich kann keinesfalls die Heimreise antreten, ohne ein echtes italienisches Eis gegessen zu haben.
Während Ede sich auf macht zum Stadion, schlendern Hannah und ich zurück zum Hotel Astor.
Es ist etwas außerhalb und sehr schlicht, aber für die eine Nacht auf der Durchreise genau richtig, nicht zuletzt, da es nur ca. eine viertel Stunde zu Fuße vom Volleyball Stadium entfernt liegt.
Hannah und ich genießen den ruhigen letzten Abend, bevor es zurück nach Deutschland geht.
Und Ede kommt strahlend zurück von seinem Volleyball Erlebnis.
Am nächsten Morgen werde ich um kurz nach 6 vom Duft frischer Brötchen und Kaffee geweckt, da sich unser Zimmer offensichtlich direkt über der Küche befindet. Es gibt Schlimmeres.
Nach dem Frühstück brechen wir unsere Heimreise an. Diesmal können wir bei Tageslicht die wunderschöne Landschaft genießen, dies sich um uns herum erstreckt. 
Während sich die Straße immer weiter hinauf Richtung Brennerpass schlängelt, liegen sich neben uns Weinberge und kleine Dörfer, die sich der Sonne entgegenstrecken.
Nur etwas über 5 Stunden brauchen wir von Modena nach München und schon währende der Fahrt denken wir über unseren nächsten Bella Italia Ausflug nach, denn für uns alle drei war das ein mehr als gelungenen Kurzurlaub.
 

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