· 

Ein kleiner Hund entdeckt Budapest

Auch wenn Herrchen Ede das frühe Aufstehen sonst eher schwer fällt, ist er heute putzmunter, als um kurz nach sieben der Wecker klingelt. 

Denn heute geht es los in unser wohlverdientes, extra langes Wochenende nach Ungarn.

Tierschutzhündin Hannah und ich waren schon Gassi und haben frischen Kaffee gekocht, dessen Duft unsere Schlafmütze aus den Federn lockt. Der Kaffee ist schon in den Thermobecher gefüllt und steht bereit für die Abfahrt.

Unser Gepäck ist schnell verladen und es kann los gehen.  

Von München aus ist die österreichische Grenze schnell erreicht. Es geht vorbei an Salzburg und Wien durch hügelige Landschaften die mit kleinen Seen und Dörfern gespickt sind. Je weiter wir fahren, desto karger wird es um uns herum.

Nach einer gut sechsstündigen Fahrt mit nur einem kurzen Pipi-Stop erreichen wir endlich die Stadtgrenze Budapests.

Die mehrspurige Schnellstraße bringt uns direkt ins Stadtzentrum und je weiter wir vorrücken, desto dichter wird der Verkehr.

Wir sind froh, dass sich unsere Unterkunft im östlichen Stadtteil Buda befindet und wir uns so den Weg über eine der dicht befahrenen Brücken ersparen.

Das Stadtbild, dass sich uns bietet fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise. Nicht nur wegen der Architektur, sondern vor allem wegen der unzähligen, riesigen Plakatwände, die bei uns meist schon durch moderne LEDs abgelöst wurden.

Das Navi lotst uns durch die engen Gassen und Einbahnstraßen zu unserer Unterkunft im Stadtteil Országút. Ich bin einmal mehr froh darüber, dass unser Auto ein kleiner, wendiger Fiat 500 ist, der sich fast mühelos in jeden Zwischenraum schiebt.

Unser 1-Zimmer Apartment befindet sich in einem kleinen Innenhof, der den Lärm der beiden Hauptverkehrsstraßen nahezu perfekt abschirmt. Das Gebäude stammt aus dem 20. Jahrhundert und die Ausstattung ist sehr schlicht. Dafür ist es günstig und zentral gelegen.

Wir brauchen nicht viel Platz und wollen ohnehin nur zum Schlafen hier sein.

Schon nach einer kleinen Erfrischung geht es auch direkt los. Nicht nur, weil wir die Zeit optimal nutzen möchten, sondern auch, weil Hannah sich nach einer siebenstündigen Fahrt ganz dringend die Beine vertreten muss und sich auch beim Schnüffeln etwas verausgaben möchte.

Bergauf ist meistens eine gute Idee, denn wenn man erst einmal oben ist, hat man fast immer eine gute Aussicht.

Ohne große Recherche entscheiden wir uns daher für die steil nach oben führende Gasse.

Oben angekommen, finden wir uns vor einer mittelalterlich anmutenden Mauer wieder.

Linker Hand des Tores befindet sich eine Parkanlage, der „Európa Liget“ die sich terassenartig über den Hang nach unten erstreckt.

Hier ist genug Platz für Hannah um sich etwas auszutoben und ihre ersten Urlaubsbekanntschaften zu machen.

Nachdem sie sich ordentlich verausgabt hat, setzen wir unsern Weg durch das „Wiener Tor“ hindurch fort und steigen stetig bergauf, bis wir uns auf dem „Dreifaltigeitsplatz“ vor der „Matthiaskirche“ wieder finden. Die ursprünglich romanische Basilika wurde während des 13. Jahrhundert erbaut und im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und im Baustil verändert.

Beeindruckt von der unerwarteten Schönheit der Architektur und des pompösen Ambientes, der sich direkt daneben befindlichen „Fischerbastei“, die aus dem Beginn des 20. Jahrhundert stammt, verharren wir hier und entscheiden uns für ein spontanes Gläschen Weißwein inklusive einem frühen Abendessen mit Blick über die Donau sowie den westlichen Stadtteil Pest im Café Panoramia.

Jetzt sind wir endgültig im Urlaub angekommen, weshalb der vegetarische Burger gleich doppelt gut schmeckt.

Gestärkt und leicht beschwingt von unserem aussichtsreichen Zwischenstopp, geht es weiter voran.

Hier jagt eine monumentale Sehenswürdigkeit die Nächste und nach einigen Gehminuten durch die fein herausgeputzten Gassen, mit vielen kleinen Cafés und Souvenirläden, finden wir uns im Hof des Burgpalastes wieder. Hier gibt es einige Schilder die eine Menge verbotener Dinge aufführen, Hunde sind aber nicht erwähnt. 

Etwas verwundert über die Tatsache, dass unser pelziger Begleiter hier niemanden zu stören scheint, wagen wir uns tollkühn immer weiter vor.

Wir glaubten schon fast, zum ersten Mal gemeinsam mit Hannah, die Sehenswürdigkeiten eines Museums begutachten zu dürfen, bis wir doch  noch höflich darauf hingewiesen werden, dass Hunde hier nicht erwünscht seien.

Das ist nicht schlimm denn die Burganlage, die sich aktuell in einem Sanierungsprozess befindet bietet auch von Außen viel Sehenswertes.
So sieht man an einigen Teilen, wie sehr das letzte Jahrhundert an ihr gezehrt hat, während sie an anderen Stellen
, wo die Reservierungsarbeiten schon abgeschlossen sind, bereits den Prunk der Habsburger Zeit zurück erlangt hat

Während Ede und ich diese kunstvollen Gebäude auf uns wirken lassen, schnüffelt sich Hannah durch die königlich kaiserlichen Gärten und scheucht einige Tauben über den Innenhof.

Langsam wandert die Sonne tiefer und wir genießen in den Rosengärten, die sich unterhalb der Burg befinden, noch einen Cocktail, während sich das Stadtteil Pest, am anderen Ufer der Donau, in ein goldenes Licht taucht. Hannah genießt diese Pause. Müde von den vielen neuen Gerüchen kugelt sie sich auf meinem Schoß ein.

Wir sind alle drei sehr erschöpft, wollen aber noch einen Blick auf die Altstadt von Buda bei Nacht erhaschen. Als die Dämmerung hereinbricht, spazieren wir über die historische Kettenbrücke auf die westliche Seite, und genießen die Aussicht während unseres spätabendlichen Spaziergangs. Die Müdigkeit veranlasst uns aber schon bald, unser vorübergehendes Zuhause aufzusuchen und uns in den wohlverdienten Schlaf zu kuscheln.

 

Frisch erholt und ausgeschlafen, starten wir in den neuen Tag.

Obwohl wir den spontanen und ungeplanten Nachmittag des Vortages in positiver Erinnerung haben, geht es heute mit etwas mehr Struktur voran. Um den Ausflugstag in einer fremden Stadt so hundefreundlich wie möglich zu gestalten, haben wir einen Aufenthalt auf der Donauinsel Margaret Island eingeplant. Die Insel, auf der motorisierter Verkehr nur sehr eingeschränkt zugelassen ist, ist in erster Linie eine großzügige Parkanlage mit vielen Sportangeboten, Bars und Sehenswürdigkeiten wie die Ruine eines Franziskaner Klosters.

 

Aber zunächst einmal steht Frühstück auf dem Programm. In dem kleinen Café namens „Home of Franziska“ kommen sowohl Vegetarier als auch Veganer auf ihre kulinarischen Kosten und wir starten gestärkt und kugelrund unsere Entdeckungstour.

Der Weg führt uns zu Fuss an der Uferpromenade entlang, Richtung „Margit hin“ Brücke. Hannah schnüffelt was das Zeug hält und freut sich über die neuen Gerüche und den ausgiebigen Marsch.

Auf der Insel angekommen, mieten wir uns ein überdachtes dreirädriges Fahrrad mit einem lustig grünen Schildkrötenmuster.

Hannah thront wie ein Sphinx vorne im Korb und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen, während Ede und ich uns abstrampeln.

Bei jedem Stopp darf sie über die Wiese toben, während ich Fotos mache und Herrchen sich die Informationstafeln zu Gemüte führt.

So kommen wir alle auf unsere Kosten und verbringen einen entspannten Vormittag bei tollem Wetter und viel frischer Luft.

Bevor wir die Insel verlassen, gönnen wir uns noch eine kleine Erfrischung in einer der Bars und genießen den Ausblick auf die stetig dahin fließende Donau.

Von hier aus entschließen wir uns für ein etwas schnelleres Transportmittel. 

In Großstädten ist unser bevorzugtes Verkehrsmittel, so vorhanden, stets die Straßenbahn. Sie hat eine angenehme Geschwindigkeit, man sieht viel von der Stadt und kann jederzeit aussteigen, wenn man etwas interessantes entdeckt. Der Preis in Budapest ist für eine einfache Tageskarte mit knapp 6€ erschwinglich und zusammen mit einem Stadtplan kommt man überall gut an. Auch Hunde dürfen mitfahren, Voraussetzung ist jedoch ein Maulkorb oder eine Tragetasche.

Da Hannah eine noch recht handliche Größe hat und sich mit Maulkörben noch nicht so anfreunden kann, entscheiden wir uns für letzteres.

 

Eine unseren ersten Stationen ist das Parlamentsgebäude, das direkt am Donauufer gelegen ist und mit seinen 268 Metern Länge nicht nur sehr beeindruckend ist, sondern auch eines der Wahrzeichen Budapests darstellt. 

Von dort aus lassen wir uns treiben und lassen die Stadt im Vorbeiziehen auf uns wirken. An allen Ecken und Enden beginnt sie sich fein zu machen, obwohl man genau sieht, wie sie noch vor kurzer Zeit alles zu verfallen schien. Wo nebenan noch die Wände mit Graffiti bemalt und die Fenster vernagelt sind, erstrahlen alte Gebäude in neuem Glanz. Wenn man sich von den viel frequentierten Straßen weg bewegt, findet man liebevoll eingerichtete kleine Bars und Cafés. Die Menschen sind freundlich aufgeschlossen und auch Hannah wird überall herzlich aufgenommen. Wenn wir uns irgendwo niederlassen, wird sie sofort mit einem Schälchen Wasser versorgt. 

 

Wir haben ab jetzt nur noch ein fixes Ziel, das wir uns nicht entgehen lassen wollen – die Ruinenbar „Szimpla Kert“.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir tagsüber dort aufschlagen, aber auch hier können wir ohne Probleme mit unserer kleinen Hündin hineinspazieren.

Andächtig schlendern wir durch die kunstvoll gestalteten Bars die sich hier aneinander reihen, wo früher einmal Wohnungen waren.

Ob eine ehemalige Badewanne, die nun als schwungvolle Sitzgelegenheit dient oder früherer U-Bahn-Sitze die als Barhocker umfunktioniert sind, ist der Phantasie des Upcylings keine Grenze gesetzt. 

 

Auch dieser Tag neigt sich langsam dem Ende zu und wir genießen den Sonnenuntergang bei einem Gläschen Wein, diesmal vom Westufer der Donau aus.

Hannah rollt sich müde und erschöpft zu meinen Füßen in der Abendsonne zusammen. Sie hat schließlich die ganze Geruchswelt dieser neuen Stadt zu verarbeiten.

Wir sind glücklich über die vielen Eindrücke die wir von hier mitnehmen können und freuen uns auf ein paar entspannte Tage am Plattensee, die ab morgen vor uns liegen. 

 

Dort erwartet uns viel Natur, frische Luft und zu unserer Überraschung auch eine Region die nicht nur durch guten Wein sondern auch durch Lavendel punkten kann. 

Bevor wir die ca. eineinhalbstündige Fahrt zu unserer hundefreundlichen Unterkunft „Villa Thiany“ auf der gleichnamigen Halbinsel „Thiany“ in der Mitte des Plattensees machen, genießen wir noch ein delikates Frühstück in dem kleinen Café „á ´Table!“ das sich direkt vor unserer Unterkunft befindet.

 

Für die nächsten Tage gibt es mal keine festen Programmpunkte. Wir lassen uns morgens mit täglich wechselndem Frühstück von unserer Gastgeberin verwöhnen und erkunden am Nachmittag mal zu Fuß, mal zu Rad unsere Umgebung, schlendern über den Markt oder stöbern in den kleinen Souvenirläden in dem nahegelegenen Ort. Wir schlemmen uns durch die Karten des Cafés „Apátsági Rege Cukrászda“, während wir die Aussicht über den Balaton bei herrlichem Wetter genießen.

Für Hannah gibt es ausgiebige Spaziergänge und jede Menge Kuscheleinheiten mit Seeblick. 

 

Am letzten Morgen vor unsere Abreise, genieße ich bei einer Tasse Kaffee die einmalige Aussicht über den See, der heute Morgen durch den starken Wind wie ein aufgewühltes Meer wirkt, während meine beiden Liebsten noch friedlich vor sich hin schnarchen.

Vermutlich hat sich das gute Wetter der letzten Tage gewandelt, um uns den Abschied in unsere Heimat zu erleichtern.

Etwas wehmütig beginnen wir die Heimfahrt und lassen den gelungenen Urlaub mit seinen vielen kulturellen und kulinarischen Highlights Revue passieren. 

Für uns war es die erste Erfahrung bei der wir festgestellt haben, dass auch mit Hund ein Städtetrip sehr bereichernd sein kann, wenn man auf die Bedürfnisse aller Beteiligen Rücksicht nimmt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0